„Aus unserer Mannschaft könnte ich einen super Spieler basteln“

Kilian Dietz und Trier – das passt! Vergangene Woche verlängerte unser Big Man seinen Vertrag um ein weiteres Jahr. Was ihm außer Basketball sonst noch durch den Kopf geht, hat er uns vor dem Duell mit den ETB Wohnbau Baskets im Interview erzählt.

römerstrom-gladiators.de: Das Wichtigste vorweg: Wie gut fühlt es sich an, deinen Vertrag hier in Trier um ein weiteres Jahr verlängert zu haben?

Kilian Dietz: Sehr gut. Ich komme ja ganz aus der Nähe. Es ist einfach schön, an freien Tagen dann auch schnell mal bei der Familie sein zu können. Meine Cousine hat beispielsweise eine Tochter bekommen und die dann auch sehen zu können, ist einfach cool. Ich bin ein Familienmensch und das gibt mir dann schon auch Halt, wenn es mal nicht so läuft.

Kannst Du uns kurz durch den Entscheidungsprozess und deine Gedanken führen, die dich zu diesem Schritt bewogen haben?

Darüber habe ich eigentlich gar nicht großartig nachgedacht (lacht). Ich hatte zwar vereinzelt andere Angebote, aber im Kopf war ich mir relativ früh im Klaren darüber, dass Trier meine erste Anlaufstelle ist. Letztes Jahr habe ich ja bereits mit der Option auf ein weiteres Jahr unterschrieben. Mit der Geschäftsführung habe ich mich dann zusammengesetzt und einen Tag später meinen Vertrag bereits verlängert. Da gab es nicht viel zu verhandeln.

Wie wichtig war bei deiner Verlängerung die Tatsache, dass sich auch der Coach für ein weiteres Jahr den Gladiators verschrieben hat?

Marco und ich kennen uns jetzt schon eine ganze Weile. Ich weiß, was er von mir fordert und ich weiß, dass ich bei ihm immer eine faire Chance bekomme, auch wenn ich mal ein schwächeres Spiel mache. Von daher freue ich mich natürlich über seinen Verbleib.

Was möchtest Du mit der Mannschaft in dieser Saison noch erreichen? Wo soll die Reise hingehen?

Erstmal wollen wir die Hauptrunde mit drei Siegen gegen Essen, Nürnberg und Baunach erfolgreich zu Ende bringen. Das werden ganz schwere Spiele, weil es für diese Teams teilweise gegen den Abstieg geht. Unsere Gegner wollen unbedingt in der Liga bleiben, wir wollen unbedingt unter die besten Acht. Von daher erwarten uns intensive Wochen. Die Playoffs sind unser erklärtes Ziel. Alles Weitere wird sich zeigen.

Wie siehst Du selbst deine Rolle im Verein? Auch über das rein Sportliche hinaus?

Die versuche ich schon aktiv wahrzunehmen. Da wäre zum Beispiel meine Basketball-AG in der Matthias-Grundschule, in der ich versuche, den Kids unseren Sport näherzubringen. Denen merke ich an, wie sie sich mehr und mehr für Basketball begeistern. Das ist natürlich eine schöne Sache. Ich versuche außerdem, den Spaß im Training nicht zu kurz kommen zu lassen. Denn darum geht es schließlich. Scheinbar klappt das ganz gut – viele Kinder kommen mittlerweile und haben unser Spiel gesehen oder fragen mich aus, wie groß eigentlich Johannes (Joos, Anm. d. Red.) ist und so weiter (lacht). Ich merke einfach, dass sie sich damit beschäftigen.

Gibt es noch Bereiche in denen Du dich persönlich verbessern willst? Wenn ja, welche?

Definitiv mein offensives Selbstbewusstsein. Da muss ich mir einfach mehr zutrauen. Aber man muss auch sehen, dass ich von der Regionalliga in die 2. Basketball-Bundesliga gekommen bin – immerhin ein Unterschied von zwei Ligen. Mit dem Schritt hat sich natürlich auch meine Rolle auf dem Feld verändert. Ich muss lernen, mir die offenen Würfe zu nehmen und nicht immer den vermeintlich besser postierten Mann zu suchen.

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Auf dem Feld eine echte Führungsfigur: Center Kilian Dietz.

 

„Fliegen ist eine kleine Katastrophe“

Wenn du von deinen Teamkollegen eine Eigenschaft oder Fähigkeit auf dem Spielfeld übernehmen könntest? Welche wäre das und von wem?

(Überlegt) Die Größe von Joey. Simons Übersicht. Was brauchen wir noch? Die Athletik von Brandon. Kevins Würfe. Jacks Spielverständnis. Sebas Unbekümmertheit. Die Ballbehandlung von Rupi. Vielleicht noch meine Mentalität. Ich könnte mir aus unserer Mannschaft schon einen super Spieler basteln (lacht).

Du bist selbst nicht der kleinste Spieler. Wie lebt es sich so als Mann von stattlichen 2,02 m?

Ich bin ja nicht mehr gewachsen seit ich 15 Jahre alt bin. Seit über zehn Jahren ziehe ich mittlerweile aus Reflex den Kopf ein, da kann die Tür noch so hoch sein. Mir selbst fällt das eigentlich gar nicht mehr auf. Nur beim Fliegen ist es eine kleine Katastrophe. Ein Fensterplatz neben einem etwas korpulenteren Herren wird dann schnell mal gefühlt zur Konservendose. Und am Gang wird es auch schwierig, weil ich mir ständig am Wagen der Stewardess die Knie stoße (lacht). Aber so ist das eben – hat seine Vor- und Nachteile, so groß zu sein.

Für dich ganz persönlich: Was ist das Beste daran, hier in Trier für die RÖMERSTROM Gladiators Basketball zu spielen?

Es ist einfach ein vertrautes Umfeld. Hier bin ich groß geworden. Von Basketballspielen in der Jugend über Tagesausflüge mit den Eltern bis hin zu den ersten Partys als Jugendlicher. Auch wenn ich nur 50 km entfernt zu Hause bin, ist Trier definitiv eine Art zweite Heimat für mich. Hier spiele ich seit ich 17 bin Basketball, hatte gute Trainer und habe immer meine Chance bekommen – egal bei wem. Von daher bin ich auch dankbar, hier spielen zu dürfen. Warum sollte ich daran etwas verändern wollen, wenn ich hier glücklich bin mit meiner Situation?

Wie sieht das heute für dich aus als Sportler? Kannst du noch viel weggehen?

Ich bin ohnehin gar nicht so das große Feierbiest. Nach Niederlagen erst recht nicht. Die liegen mir dann schon ganz schön lange im Magen. Ich kann nicht einfach so abschalten und sagen „Okay, weiter geht’s“.

Es geht darum, eine gesunde Balance zu finden. Ich sag mal so: Ich bin nicht der Typ, den man Freitag- oder Samstagnacht öfter mal in der Stadt trifft (lacht). Ich setze da die Priorität schon ganz klar beim Basketball. Am Ende muss man sich einfach fragen, wofür man zwei Mal pro Tag auf dem Court oder im Kraftraum steht.

Letzte Frage: Wann dürfen die Fans mit einem Kuchen a la Kilian Dietz rechnen?

(Lacht) Also es ist jetzt erstmal angedacht, dass ich unseren Jungs und Mädels, die uns auch in der Fremde immer unterstützen, nach dem Baunach-Spiel meine Backkünste präsentiere. Ich habe da auch netterweise eine kinderfreundliche Backanleitung geschenkt bekommen. Käsekuchen haben sie sich gewünscht. Mal gucken, ob ich das hinkriege. Wer weiß, vielleicht entdecke ich dadurch sogar eine neue Leidenschaft für mich.